Die Schere geschwungen, damit Verstorbene nicht vergessen werden!

Roland-Projekt „Aufarbeitung von Sterbeanzeigen“ schreitet weiter voran!

Ein Mitglied der Genealogisch-heraldischen Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund e. V. sammelte jahrzehntelang Sterbeanzeigen aus verschiedenen Tageszeitungen aus Dortmund und Umgebung. Vor einiger Zeit übergab er seine Sammlung an den Roland. Der Vereinsvorstand beschloss, die Daten der längst verstorbenen Menschen allen familiengeschichtlich Interessierten öffentlich und kostenfrei zugänglich zu machen und so die Erinnerung an die Verstorbenen für die nächsten Generationen zu bewahren. Mit diesem Beschluss wurde das Roland-Projekt „Aufarbeitung von Sterbeanzeigen“ ins Leben gerufen.

 

Von Georg Palmüller

 

Seit diesem Zeitpunkt finden sich an der Mitarbeit Interessierte an jedem ersten Mittwoch im Monat außerhalb der Schulferien NRW von 10.00 bis 14.00 Uhr im FamilySearch-Center Dortmund ein und jeder hilft dabei, so wie es ihm beliebt.

 

Einige Helferinnen und Helfer schneiden die Sterbeanzeigen so zurecht, dass sie schnell und effektiv über einen Einzelblatt-Scanner digitalisiert werden können. Eine besondere Scan-Methode wird eingesetzt, um Zeitungsseiten einzuscannen, auf denen sich auf den Vorder- und Rückseiten Sterbeanzeigen befinden. Denn da funktioniert das Zurechtschneiden der Anzeigen nicht, denn dann würden die Anzeigen auf der Rückseite zerschnitten und unbrauchbar. Dazu setzt die Projektgruppe um die Projektleiterin Nancy Myers einen Buchscanner ein. 

Manuelle Vorbereitung von alten Sterbeanzeigen, damit sie gescannt und in eine Datenbank eingelesen werden können.

Der Schatzmeister des Roland zu Dortmund schneidet hier die Sterbeanzeigen aus einer ganzen Zeitungsseite aus.


Die gescannten Sterbeanzeigen laufen dann über eine Texterkennung und ein Script schickt die Texte in die künstliche Intelligenz ChatGPT, die dann die Daten der Verstorbenen in einer Datenbank zusammenstellt. Mitglieder der Projektgruppe vergleichen die Daten aus der Anzeige mit den in die Datenbank übermittelten Daten und korrigieren sie gegebenenfalls. Dabei liegt die Fehlerquote von ChatGPT bei nur etwa fünf Prozent. Diese Datenbank soll dann online gestellt werden, damit interessierte Familienforscherinnen und -forscher vom heimischen PC aus darin nach verstorbenen Familienmitgliedern stöbern können.

 

Durch den Einsatz der KI beim Sterbeanzeigen-Projekt sehen wir jetzt Licht am Ende des Tunnels!“, so die Projektleiterin Nancy Myers. Die Sammlung umfasst zehntausende von Sterbeanzeigen, für deren Aufarbeitung die Projektgruppe ohne KI-Einsatz viele Jahre benötigt hätte. „Zu verdanken haben wir dies unserem IT-begeisterten Mitglied Uwe Klaas.“, so Myers. „Er stieß über einen öffentlichen Aufruf nach helfenden Händen zur Gruppe, sah die Arbeitsabläufe, überlegte nicht lange und machte sich an die Arbeit, ein Script für den Einsatz von ChatGPT zu schreiben.“

 

Bei jedem Treffen der Sterbeanzeigen-Gruppe ist Uwe Klaas dabei, um Arbeitsvorgänge programmiertechnisch zu verfeinern und sorgt so dafür, dass das Projekt mit Riesenschritten vorankommt. Mittlerweile ist er auch Beisitzer für EDV im Vorstand des Roland zu Dortmund und kümmert sich eifrig um alle Dinge, die den Einsatz von EDV im Verein erfordern.

Uwe Klaas beschleunigte die Arbeit der Projektgruppe, in dem er die KI ChatGPT in den Arbeitsprozess einband und verfeinert den Ablauf programmiertechnisch.

Die Roland-Vorsitzende Angela Sigges (links) und die Projektleiterin Nancy Myers widmen sich des Korrekturlesens der von der KI in die Datenbank übermittelten Daten der Verstorbenen. 


Angesichts der noch vielen unbearbeiteten Sterbeanzeigen, die sich noch in den Übergabekartons befinden, ruft die Vorsitzende des Roland zu Dortmund, Angela Sigges, immer nach weiteren fleißigen helfenden Händen. „An der Mitarbeit Interessierte gehen dabei keinerlei Verpflichtung ein!“, sagt Angela Sigges. „Man kommt und hilft, wenn man Zeit und Lust dazu hat!“ Manche Mitarbeitende sind nur ein Mal dabei gewesen, manche kommen sporadisch vorbei und andere sind immer da. 

 

Das Schöne an der Sache ist nicht nur, dass man die Erinnerungen an die Verstorbenen für die nächsten Generationen bewahrt, sondern auch, dass man im FamilySearch-Center Dortmund bei der Arbeit einige Stunden in lockerer, freundlicher und familiärer Atmosphäre gemeinsam verbringt!“, so der Roland-Schatzmeister Hans-Joachim Tenschert, der die Schere fleißig mitschwingt.

 

Für uns ist es überhaupt keine Frage, dass wir dem Roland zu Dortmund unsere Räumlichkeiten und unsere technische Ausrüstung zur Verfügung stellen und das Sterbeanzeigen-Projekt auf diese Weise unterstützen!“, meint Georg Palmüller, seit 35 Jahren ehrenamtlicher Mitarbeiter des FamilySearch-Centers Dortmund.

 

Die Bewahrung der Erinnerung an die Verstorbenen und das Verbinden von Familien durch die Erforschung der eigenen Familiengeschichte ist auch eines der größten Anliegen von „FamilySearch“, dem weltweit größten Archiv für Familiengeschichtsforschung mit Sitz in Salt Lake City, Utah, USA.

 

„FamilySearch und wir ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der fast 6.000 FamilySearch-Center weltweit, freuen uns ja darüber, nicht nur den einzelnen Familienforschern bei der Erforschung ihrer Familiengeschichte behilflich zu sein, sondern auch genealogischen Vereinen, Organisationen und Gruppen kostenlose Unterstützung zu bieten!“, so Georg Palmüller.

 

Wer also Zeit und Lust hat, am Roland-Projekt „Aufarbeitung von Sterbeanzeigen“ mitzuwirken, der schreibe eine kurze E-Mail an info@roland-zu-dortmund.de oder komme einfach an einem ersten Mittwoch im Monat (außer an Feiertagen und während der Schulferien NRW) um 10.00 Uhr ins FamilySearch-Center Dortmund, Carl-von-Ossietzky-Straße 5, 44225 Dortmund-Brünninghausen. Ein kostenfreier Parkplatz befindet sich direkt vor dem Gebäude.

 

Aber dazu eine Warnung!“, so Hans-Joachim Tenschert vom Roland. „Wir vom Roland zu Dortmund sind eine so herzliche und familiäre Gemeinschaft, dass es schwerfällt, sich nicht wohl zu fühlen. Da entwickelt man schnell den Wunsch, beim nächsten Treffen unbedingt wieder dabei sein zu wollen!“