Neue Roland-Info-Grafik: Umrechnung alter Maße und Gewichte

„Wie viel war das eigentlich?“

Wer alte Urkunden, Kirchenbücher oder Kaufverträge liest, stößt unweigerlich auf Maße und Gewichte, die uns heute fremd vorkommen: Fuß und Faden, Ruthe und Lachter, Klafter, Ohm und Fuder, Scheffel und Quart. Gerade in der genealogischen Forschung ist es wichtig, diese Angaben richtig deuten zu können – denn aus ihnen lassen sich Vermögen, Lebensumstände oder auch die Größe von Ländereien erschließen. Doch die Umrechnung ist nicht immer einfach, da jedes Territorium eigene Maßeinheiten führte.

Von Heiko Hungerige

Die Geschichte der Maße und Gewichte in Deutschland ist eine Geschichte der Vielfalt – und der allmählichen Vereinheitlichung. Jahrhunderte lang hatte jede Stadt oder jedes Fürstentum eigene Maßsysteme. Für den Forschenden bedeutet das: Eine „Ruthe“ im Königreich Preußen hatte eine andere Länge als eine „Ruthe“ im Fürstentum Lippe-Detmold.

Unsere neue Info-Grafik: Umrechnung alter Maße und Gewichte. (Zum Download auf das Bild klicken.)

Wichtige Eckdaten zu dieser Geschichte der Maße und Gewichte sind:

  • 1. August 1793: In Frankreich wird das metrische System eingeführt – ein revolutionärer Schritt, der später ganz Europa beeinflusst.
  • 16. Mai 1816: Preußen erlässt die „Preußische Maaß- und Gewichtsordnung“, die innerhalb des Königreichs für mehr Einheitlichkeit sorgen sollte.
  • 1. Januar 1872: Mit der „Norddeutschen Maß- und Gewichtsordnung“ wird im gesamten Bundesgebiet die einheitliche Einführung des metrischen Systems vollzogen – auf Basis des Gesetzes vom 16. April 1871.

Bis dahin jedoch arbeiteten die Menschen in den Provinzen Preußens, in Fürstentümern, Herzogtümern und Großherzogtümern mit ihren traditionellen Einheiten. Für die genealogische Arbeit sind deshalb Umrechnungstabellen unverzichtbar. 

Historischer Gewichte-Satz aus Plettenberg (Foto: H. Hungerige)

Für unsere Info-Grafik haben wir zwei Umrechnungstabellen aus dem Werk von J. Martius-Matzdorff (1871), „Das Maaß- & Gewichts-System des Deutschen Kaiserreiches", ausgewählt: Die Maße und Gewichte der „alten Provinzen“ des Königreichs Preußen, zu denen neben Ost- und Westpreußen, Posen, Pommern, Brandenburg, Schlesien und Sachsen auch Westphalen und das Rheinland gehören, sowie die des Fürstentums Lippe-Detmold. Sie zeigen anschaulich die Unterschiede und ermöglichen die Umrechnung in das uns heute geläufige metrische System.

Wer alte Quellen deutet, kann mit solchen Tabellen präziser nachvollziehen, ob die Ernte eines Vorfahren außergewöhnlich groß war, ein Grundstück von beachtlicher Ausdehnung zeugte – oder ob ein geerbter Vorrat an Getreide vielleicht doch bescheidener war, als es auf den ersten Blick scheint.

So wird die trockene Materie der Maße und Gewichte zu einem Schlüssel, um das Alltagsleben unserer Vorfahren lebendig und verständlich zu machen.