Eine Strukturierungshilfe für die Familienchronik
Wie gliedere ich meine Familienchronik? Diese Frage beschäftigt früher oder später jeden von uns. Wer das Ziel hat, nicht nur eine Vor- oder Nachfahrenliste zu erstellen, sondern seine Gesamtverwandtschaft systematisch zu gliedern, dem bietet sich das sog. „Umschalungsprinzip“ nach Rösch (1956) als Strukturierungshilfe an. Was das genau ist, erklärt unsere neue Roland-Info-Grafik.
Von Heiko Hungerige
Wer plant, eine Familienchronik zu schreiben, steht schnell vor der Frage: Wie strukturiere ich die unzähligen Informationen über Vorfahren, Nachfahren, Tanten, Onkel, Cousins, Neffen und Nichten
sinnvoll und übersichtlich?
Die Antwort auf diese Frage hängt u. a. davon ab, ob der Schwerpunkt auf einer Darstellung der Vorfahren eines Probanden / einer Probandin, der Nachfahren eines Stammelternpaars oder der
Gesamtverwandtschaft (vgl. Rösch, 1954) gelegt
wird.
Siegfried Rösch (1899 – 1984) schlug 1956 in seinem Buch
Goethes Verwandtschaft
das „Umschalungsprinzip“ als Methode zur Darstellung der Gesamtverwandtschaft vor.

Das „Umschalungsprinzip“ nach Rösch (1956). (Grafik: H. Hungerige, nach Vorlagen von Siegfried Rösch und Arnst Richter)
Das Prinzip ist einfach: Zunächst werden die Nachfahren des / der Prob. (Ahnennummer 1) dargestellt (Kinder, Enkel), dann die übrigen Nachfahren der Eltern (AN 2/3) des / der Prob. (Geschwister), dann die übrigen Nachfahren der Großeltern-Generation (AN 4-7), dann die übrigen Nachfahren der Urgroßeltern-Generation (AN 8-15), dann die der Ururgroßeltern-Generation (AN 16-31) usw.
Mit jeder folgenden Ahnengeneration und ihrer jeweiligen Nachkommenschaft legt sich so um den Probanden eine weitere „Schale“. Wer also auch die Seitenlinien (Kollateralen) in seiner Verwandtschaft gut erforscht hat, kann über dieses Ordnungsprinzip gut bis in die 4. oder 5. Ahnengeneration seine Gesamtverwandtschaft übersichtlich und systematisch darstellen.

In Röschs „Goethes Verwandtschaft“ wird das „Umschalungsprinzip“ schon im Inhaltsverzeichnis deutlich.
Im Prinzip lässt sich diese Vorgehensweise „nach oben“ unbegrenzt erweitern, da jedoch mit aufsteigenden Ahnengenerationen die jeweiligen Seitenlinien immer weniger erforscht sein werden, ist es
sinnvoll, zum Beispiel bei der 4. Ahnengeneration (Ururgroßeltern) abzubrechen. Auch für „Ahnenschläuche“ ist dieses Dartstellungsprinzip eher ungeeignet. „Nach unten“ wird die Darstellung durch
die derzeit lebenden Personen begrenzt, kann später aber natürlich auch in diese Richtung noch fortgeführt werden.
Übrigens: Verwendet wurde dieses Prinzip schon 1785/86 im „Hartmännischen Geschlechts-Handbuch“ von M. Johann Friedrich Hartmann.
Eine Literatur- und Linkliste zum Thema „Familienchronik schreiben“ ist hier zu finden.
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