"Aschpissen" keine Hürde für Rolands Ahnenforscher!

Jahrelanges Rätsel um Herkunftsort deutscher Vorfahrin eines Amerikaners in kürzester Zeit gelöst!

Als Maria Catharina Schneider um 1730 nach Amerika auswanderte, ahnte sie noch nicht, dass sie den internationalen Teilnehmerkreis der "Roland-Online-Werkstatt für Familienforschung" am Freitag, dem 10. November 2023 intensiv beschäftigen würde. Auch ihr Nachfahre, der US-Amerikaner Wilson Royer aus dem Bundesstaat Washington konnte nicht ahnen, welches Glück im anheim fiel, als er sich online in das Zoom-Meeting einloggte. Er sprach und verstand kein Deutsch, doch irgendwie führte ihn der Weg nach Online-Dortmund in der Hoffnung, eine Frage bezüglich seiner Vorfahrin stellen zu können.

 

Von Georg Palmüller

 

"Aschpissen in Germany" und das Geburtsjahr "1713" stand als Herkunftsort von Wilsons Vorfahrin in der Transkription eines Heiratsbuches einer protestantischen Kirchengemeinde in den USA.  Da auch die englische Sprache keine Hürde für Interessierte in der Roland-Werkstatt darstellt, stellte sich eine Teilnehmerin gerne als Dolmetscherin zur Verfügung und schon ging es los. Wilson wurde gebeten, den Scan der Originaleintragung aus dem Heiratsbuch auf dem Bildschirm zu zeigen. Der deutschsprachige amerikanische Pastor hatte bei der Heirat der Maria Catharina Schneider in Amerika im Jahre 1743 den Namen ihres Herkunftsortes wohl mehrfach versucht zu verbessern, schrieb ihn aber dann so, wie er meinte, ihn vernommen zu haben, nämlich auf den ersten Blick als "Aschpissen" in der Pfalz, ungläubiges Schmunzeln in den Gesichtern der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im November 2023 erzeugend. Dazu noch die Namen ihrer Eltern mit "Heinrich Schneider" und "Maria Catharina".

 

Doch "Aschpissen" war keine Hürde für Rolands Ahnenforscher! Welcher Ortsname in der damaligen Pfalz könnte ähnlich klingen? Ein Lotteriespiel? Nicht für die unentwegt im Hintergrund agierenden Forscherfreundinnen und -freunde. Schnell kam die Idee auf, es könnte sich um "Aspisheim" handeln. Ein deutschsprachiger, aber nicht in Deutschland ortskundiger Pfarrer könne aus "Aspisheim" und einer genuschelten Angabe der Braut schon eine entsprechende Abwandlung verstanden und niedergeschrieben haben.

 

Tatsächlich fand sich die Heiraseintragung von Maria Catharina Schneiders Eltern im Jahr 1711 im evangelischen Kirchenbuch von Aspisheim, das im Kirchenbuchportal "Archion" veröffentlicht ist. Wenig später ein weiterer Jubel, als auch die Taufeintragung von Wilsons Vorfahrin, nicht im Jahr 1713, sondern 1717, im entsprechenden Taufbuch gefunden wurde.

 

Die Freude des US-amerikanischen Forscherfreundes war riesengroß. Hatte er doch nur ein Quentchen Hoffnung, dass man ihm bei diesem deutschen Online-Ahnenforschertreff eventuell helfen könnte. Aber er hatte nicht mit dem freudigen Enthusiasmus der großen internationalen "Roland-Familie" gerechnet!

 

Diese Funde waren noch nicht das Ende der Fahnenstange. Ein weiterer Teilnehmer stellte aufgrund der neu gefundenen Daten fest, dass Maria Catharina Schneider und ihre Eltern von mehreren Ahnenforschern nicht voneinander wissend, gleich mehrfach im FamilySearch-Weltstammbaum vorhanden waren. Nach einigen Minuten des Verschmelzens der mehrfach vorhandenen Personen kristallisierte sich als Endergebnis ein Stammbaum heraus, der Wilson Royer noch einige weitere Vorfahrengenerationen inklusive weitere damalige Familienangehörige aus Aspisheim bescherte. Noch völlig sprachlos von dieser für ihn völlig überraschenden positiven Forschungsentwicklung rief ihm eine Teilnehmerin zu, dass es noch in Aspisheim lebende Namensträger gäbe, die eigene Profile auf Facebook haben. Wilson schrieb ihnen sofort eine Nachricht über Facebook in der Hoffnung, Cousins in Deutschland gefunden zu haben.

 

Aufgrund dessen, dass einige andere Ahnenforscherinnen und Ahnenforscher auch nach der Vorfahrin von Wilson Royer suchten, waren Maria Catharina Schneider und ihre Eltern Hans Heinrich Schneider/Anna Catharina Schüler bereits im FamilySearch-Weltstammbaum mehrfach enthalten. Durch das Verschmelzen der mehrfach vorhandenen Personen konnte Klarheit in den Stammbaum gebracht werden und Wilson weitere Generationen seiner deutschen Vorfahren finden.

Der deutsche Zweig der amerikanischen Royer-Familie mit der gemeinsamen Vorfahrin Anna Catharina Schneider, die 1743 in Amerika den ebenfalls deutschstämmigen Johann Michael Reiher heiratete. Aus dem deutschen Namen "Reiher" wurde rasch der amerikanische Familienname "Royer".

An diesem Roland-Online-Abend zeigte sich wieder die Effektivität, die die Online-Treffen für die genealogischen Forschungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus ganz Deutschland, Österreich, Brasilien, Namibia in Afrika und den USA dabei waren, bieten. Jeder Teilnehmende bekommt alle Fragen mit und wenn der "Schwarm" mit seinem geballten Wissen erst einmal loslegt, gibt es mit Tipps und Informationen kein Halten mehr.

 

Dabei spielt es auch keine Rolle, ob man der deutschen Sprache nicht mächtig ist. Als Erstbesucher der Roland-Online-Treffen fühlt man sich aufgrund der herzlichen, freundschaftlichen und familiären Atmosphäre sofort aufgenommen und schnell als ein Teil der großen internationalen "Roland-Familie". Eine Atmosphäre, die immer wieder von online teilnehmenden Forscherfreundinnen und -freunden als "einmalig" und "außergewöhnlich" sowie als "Wohlfühlatmosphäre" beschrieben wird.

 

Als die Roland-Vorsitzende Angela Sigges die "Roland-Online-Werkstatt für Familienforschung" gegen 21.00 Uhr für beendet erklärte und alle Teilnehmenden in das anschließende virtuelle "Roland-Cafe" zu genealogischen und nicht genealogischen Gesprächen einlud, konnte sie wieder auf einen äußerst erfolgreichen Online-Abend zurückblicken, der ganz besonders eines zeigte: "Ahnenforschung gemeinsam erleben!" ist online und in Präsenz gleichermaßen möglich, verbindet Menschen aus aller Welt und lässt sie zu Forscherfreundinnen und -freunden zusammenwachsen, die darauf brennen, sich irgendwann einmal persönlich zu treffen, auch wenn Ozeane und Kontinente zwischen ihnen liegen.